top of page

The industrialization of banana leaves


"The best packaging is no packaging” - says the packaging designer Susanne Lippitsch and folds magical “culinary hardware” from a sheet of paper …

"Die beste Verpackung ist keine Verpackung", sagt die Designerin Susanne Lippitsch und faltet zauberhafte "kulinarische Hardware" aus einem Blatt Papier

Als sich die Verpackungsdesignerin Susanne Lippitsch vor einigen Jahren an das Wiener Restaurant "Zum Schwarzen Kameel" wandte, hieß es, "danke, kein Bedarf, wir haben unsere eigenen Schachteln". Währenddessen mühte sich eine Kundin ab, ihre soeben erworbene Kameel-Box unter dem Arm zur Tür hinaus zu balancieren. Keine Frage, ein Griff musste her. So wurde "Xaver" entwickelt - eine unten in die Schachtel einhängbare, ergonomische Tragevorrichtung aus Karton.

Doch die Lehrbeauftragte an der FH Joanneum in Graz und an der WDA in Salzburg war noch nicht zufrieden: Beim Ausstanzen der X-Form aus einem Bogen Karton fiel relativ viel Abfall an. Weshalb Lippitsch aus dem "Dazwischen" ein Zusatzteil kreierte, das noch einmal unten in den Griff der Kameel-Boxen eingreift und nun als Verbindungsglied für den einfachen Transport mehrerer Schachteln dient.

Die Geste des Auspackens

"Verpackung ist Müll", stellt die Verpackungsdesignerin nüchtern fest. Trotzdem: "Etwas liebevoll zu verpacken ist ein wichtiger Akt." Beim Einpacken gehe sie stets vom Auspacken aus ein kindlicher, sensibler, positiver Moment, der mit Bedürfnis-befriedigung zu tun habe und in all ihre Kreationen einfließe. Hier knüpft sie auch an die

japanische Kultur an, in der die Verpackung und die Geste des Auspackens oft eine größere Rolle spielen, als der Inhalt selbst. Wenn Susanne Lippitsch sagt "die beste

Verpackung ist keine Verpackung" schneidet sie sich ins eigene Fleisch. Die Produktion von immer mehr Verpackung bejaht sie als Verpackungsdesignerin, "aber aus ökologischer Sicht muss ich mir etwas überlegen". So betrachtet sie die natürliche Umhüllung von Früchten, Nüssen oder Gemüse als Vorbild für ihre ästhetisch

anspruchsvollen wie einfachen kleinen Kunstwerke.

"Kulinarische Hardware"

Die Idee zur Industrialisierung des Bananenblattes kam während einer Indonesienreise. Lippitsch kreierte den"Skywalker". Die "kulinarische Hardware" ist im Handumdrehen aus einem Blatt Karton gefaltet, beherbergt kleine Speisen und lässt sich an jedem Steh- Buffet praktisch in einer Hand halten. Wie ist Susanne Lippitsch auf das Papier gekommen? "Ich habe eine Vorliebe dafür, aus einem zweidimensionalen Blatt ein dreidimensionales Objekt zu falten." Sie schwärmt von den mannigfaltigen Möglichkeiten, mit Material und Form zu spielen: "Beim Verpackungsdesign im dreidimensionalen Bereich gibt es mehr Grenzen als Möglichkeiten. Das macht es so spannend für mich. Mich reizt das Unmögliche möglich zu machen." Naheliegend, dass ihre Behältnisse oft mit dem Begriff Origami assoziiert werden. Doch da zieht die Designerin klare Grenzen: Während unter Origami meist kompliziert gefaltete kleine Kunstwerke zu verstehen sind, zeichnen sich ihre Verpackungen durch Schlichtheit und Kostengünstigkeit aus. Nach Erfüllung ihrer Funktion kehren sie wieder in ihre zweidimensionale Form zurück, was ein Minimum an Lager- und Transportkapazität sowie Abfall mit sich bringt.

Ökologische Verantwortung

"Als Designerin muss ich eine gewisse ökologische Verantwortung tragen", gliedert Lippitsch ihren grünen Ansatz in zwei Bereiche: Materialeinsparung und die "Second Life"-Idee: Die Verpackung landet nicht sofort im Müll, sondern wird wieder verwertet. "Sie nimmt aber auch im Hinblick auf die Macht des Marketings einen neuen und hohen Stellenwert ein", betont die Designerin. Mit ihren Verpackungen versucht sie die Brücke zwischen dem Konsumenten, der Produktion und dem Produkt selbst zu schlagen. Der Konsument stehe dabei an erster Stelle, denn er müsse das Produkt kaufen und auspacken. Die Produktion muss kostengünstig und ökologisch sorgfältig sein. Und letztendlich hat das Produkt seine eigenen Bedürfnisse, die erfüllt werden wollen. Lippitsch verpackt Spielzeug, Torten, Kopfhörer und demnächst vielleicht auch Hotel-Seife und Haarshampoo in Papier, Karton und fallweise Plastik. Was ist nun "gutes", was "böses" Verpackungsmaterial? Ein großes Thema - nicht nur in der Gesellschaft sondern auch unter Lippitschs Studenten. Nach wie vor gelte Karton als gut, Kunststoff als böse. "Aber Karton ist nicht so umweltfreundlich, wie es immer heißt. Und am Kunststoffsektor tut sich viel."

"Wir sind mit Recycling groß geworden"

Trotz Verpackungswahnsinns sei es nicht immer angebracht, sich über große, scheinbar für die "Ewigkeit" produzierte Verpackungen zu ärgern, weiß Lippitsch: "Oft wird durch eine umfangreiche Verpackung die Haltbarkeit des verpackten Produktes gewährleistet - z. B. bei den Fleischtassen aus Styropor und Folie. Es ist oft unökologischer, wenn bei der Verpackung gespart wird und dafür das Produkt früher verdirbt und weggeworfen werden muss." Ähnlich verhält es sich mit Lippitschs "Skywalker". Auch wenn das Wegwerfprodukt der Speisen und damit seines Sinns entleert im Müll lande, sei das ökologischer als zahlreiche Teller mit heißem Wasser und Spülmittel zu waschen. Wie Lippitsch die Zukunft von grünem Design sieht? "Wir sind mit Recycling groß geworden. Man kann es nicht ignorieren. Das Bewusstsein der Konsumenten für ökologische Notwendigkeiten wird immer größer.Damit wächst auch der Druck auf die Industrie."

(Eva Tinsobin, derStandard.at, 15. 3. 2010)

Aktuelle Einträge
bottom of page